Memory Walk – Frag deinen Ort zu seiner Geschichte

Ein Workshopangebot des Anne Frank Zentrums

Im Rahmen des Projekts »Erinnern vor Ort« entwickelt das Anne Frank Zentrum dieses Jahr den Workshop »Memory Walk« weiter, um die Durchführung vor Ort zu erleichtern. Jugendliche setzen sich im Workshop »Memory Walk« mit der Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust auseinander – ganz konkret anhand der Geschichte ihres Ortes. Zentral ist hierbei die Frage, wie vor Ort an historische Ereignisse erinnert wird. Im Workshop entsteht ein kurzer Videoclip, der ein Denkmal in den Fokus rückt. Bei Interesse an dem Format melden Sie sich gerne bei uns.

Was ist ein »Memory Walk«?

Das Format »Memory Walk« basiert auf der Idee des Anne Frank Hauses, junge Menschen zu ermutigen, sich aktiv mit der Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust anhand der spezifischen Geschichte ihres Ortes auseinanderzusetzen. Wesentlicher Zugang für diese Auseinandersetzung ist die Frage, wie im lokalen Raum an historische Ereignisse und Entwicklungen erinnert wird und wie diese Erinnerungskultur unseren heutigen Blick auf die Vergangenheit beeinflusst.

Für wen eignet sich das Format und wie funktioniert es?

Das Format eignet sich für Jugendliche ab 14 Jahren und kann sowohl in der schulischen als auch in der außerschulischen Bildung umgesetzt werden. Die Gruppengrößen sind variabel, idealerweise umfasst eine Gruppe 15 bis 18 Teilnehmer*innen.

Der Workshop zum Format »Memory Walk« hat einen Umfang von zwei bis fünf Tagen und besteht aus zwei Ebenen der Auseinandersetzung: Theorie und Analyse sowie Praxis und Technik. Ziel ist die kritische Reflexion der Erinnerungskultur allgemein und im eigenen Ort und zugleich die Entwicklung von konkreten Produkten in Form von 3- bis 5-minütigen Videoclips.

Wie arbeiten Jugendliche mit dem Format »Memory Walk«?

Theorie und Analyse
Im ersten Teil beschäftigen sich die Jugendlichen mit verschiedenen Arten von Denkmälern und deren Funktionen und Wirkungsweisen im öffentlichen Raum. Auf einer Tour durch ihren Ort nehmen sie die vorhandenen Denkmäler kritisch in den Blick: Welche Denkmäler gibt es in meinem Ort? Wie sind sie gestaltet? An wen oder was erinnern sie? Welche Botschaft drücken sie aus? Welche Denkmäler fehlen?

Praxis und Technik
Im zweiten Teil geht es bereits um die Produktion der Videoclips. Hierfür wird die Gruppe in die Videotechnik eingeführt und erhält Grundlagenwissen zu Aufnahme und Kameraführung. Je nach Gruppengröße werden nun mehrere Kleingruppen (4-6 Personen) gebildet. Jede Klein­gruppe produziert einen Videoclip, in dem sie ein Denkmal in den Fokus rückt. In Vorbereitung auf die Interviews sammeln die Jugendlichen Fragen zu »ihrem« Denkmal und legen die unter­schiedlichen Rollen fest: Wer spricht die Menschen auf der Straße an? Wer stellt die Fragen? Wer übernimmt die Kamera? Wer hält das Mikro? Wenn alle Schritte geklärt sind, geht es los: Die Jugendlichen führen kurze Straßen-Interviews mit Bewohner*innen ihres Ortes und befragen sie zu deren Verbindungen, Meinungen und Wissen zu einem ausgewählten Denkmal. Das gesammelte Filmmaterial wird anschließend mit Unterstützung der Trainer*innen gesichtet und gefiltert. Nun erhalten die Jugendlichen auch eine Einführung in die Schnitt- und Bearbeitungs­technik und produzieren ihre eigenen Filmclips.
Ziel der Clips sollte es sein, innerhalb weniger Minuten möglichst vielfältige Perspektiven und Meinungen in Bezug auf dasselbe Denkmal sichtbar werden zu lassen.

Welche Kompetenzen entwickeln Jugendliche durch das Format »Memory Walk«?

Jugendliche setzen sich mit der Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust auseinander und suchen konkrete Bezüge zur Geschichte ihres Ortes. Sie lernen verschiedene Formen der Erinnerung kennen.

Jugendliche lernen die Denkmäler ihres Wohnortes besser kennen und reflektieren deren Bedeutung und Botschaften. Zudem setzen sie sich mit erinnerungskulturellen Leerstellen in ihrem Ort auseinander.

Jugendliche entwickeln Fähigkeiten im Erstellen eines Interviewleitfadens.

Jugendliche werden darin gestärkt, Menschen auf der Straße anzusprechen und ihr Projekt selbstbewusst und überzeugend vorzustellen. Sie sammeln Erfahrungen im Führen von Interviews im öffentlichen Raum und darin, flexibel mit unvorhersehbaren Störungen und Herausforderungen umzugehen.

Jugendliche erlernen Medienkompetenzen, u. a. den Umgang mit Kamera- und Aufnahmetechnik sowie Kompetenzen im Schnitt und der Bearbeitung von Filmmaterial. Sie lernen, Inhalte zu priorisieren und schärfen ihren Blick für die Video-Dramaturgie.

Wie läuft ein Workshop ab?

Ein Memory-Walk-Workshop dauert zwischen zwei und fünf Tagen. In dieser Zeit werden die Jugendlichen darin begleitet, ihre eigenen Fragen an ein Denkmal zu entwickeln. Sie lernen außerdem die grundlegenden technischen Fähigkeiten, um selbst Interviews zu führen und die Videos zu entwickeln. Ein dreitägiger Memory-Walk-Workshop könnte so strukturiert sein:

Beispielablauf Workshop Memory Walk:

Tag 1: 9:00 – 18:30 Uhr
Was ist das Format »Memory Walk«?
Input »Form und Funktion des Denkmals«
Erkundung des eigenen Ortes

Tag 2: 9:00 – 18:30 Uhr
Workshop »Kamera und Aufnahme«
Workshop »Entwicklung von Interview fragen«
Interviewaufnahmen

Tag 3: 9:00 – 18:30 Uhr
Interviewaufnahmen
Bearbeitung der Aufnahmen und Produktion der Filme
Gemeinsame Filmschau

Format: Präsenzveranstaltung
Dauer: 2-5 Tage
Zielgruppe: Jugendliche ab 14 Jahre, offen für alle Schultypen
Gruppengröße: flexibel, ideal: 15-18 Teilnehmer*innen
Themen: Erinnerungskultur, Lokalgeschichte, Videoproduktion, Empowerment

Es berät Sie gern

David Gilles

Referent Entwicklung – Neue Lernformate 

Rosenthaler Str. 39

10178 Berlin

Tel: 030-2888656-32

E-Mail: gilles[at]annefrank.de