Zur Geschichte des Anne Frank Zentrums

Die Gründung des Anne Frank Zentrums in Berlin geht auf eine Initiative aus dem Jahr 1994 zurück. Damals wurde die Präsentation der internationalen Wanderausstellung »Die Welt der Anne Frank. 1929-1945« in Berlin vorbereitet, die aus Anlass des 50. Jahrestages der Befreiung vom Nationalsozialismus in sechs Stadtbezirken gezeigt wurde.

Für die Koordination der Ausstellung und des umfangreichen Rahmenprogramms wurde eigens ein Förderverein gegründet. Die erste Präsentation wurde dann am 7. Dezember 1994 in der Rosenthaler Straße 38 eröffnet. Auf die Präsentation in Berlin-Mitte folgten weitere Stationen in Spandau, Lichtenberg, Prenzlauer Berg, Wilmersdorf und Neukölln.

Das Anne Frank Zentrum feiert den 7. Dezember als sein Gründungsjubiläum, auch wenn die offizielle Umbenennung des Fördervereins zu »Anne Frank Zentrum« erst später erfolgte. Bestehende Anne Frank Zentren in Großbritannien und den USA boten dem Förderverein Orientierung, um die Arbeit und das Engagement zu den Themen der Ausstellung fortführen zu können.

Nach Abschluss einer Kooperationsvereinbarung mit dem Anne Frank Haus, Amsterdam, konnte das Anne Frank Zentrum schließlich am 12. Juni 1998 in neuen Räumen in der Oranienburger Straße 26 eröffnet werden. Seit September 2002 befindet sich das Anne Frank Zentrum neben den Hackeschen Höfen in der Rosenthaler Straße 39 in Berlin. Seither kommen zahlreiche Besucher*innen, Jugendgruppen und Schulklassen aus Berlin und aus der ganzen Welt in das Anne Frank Zentrum.


Warum hat das Anne Frank Zentrum seinen Sitz in der Rosenthalerstraße 39?

Das Anne Frank Zentrum befindet sich mit seinen Ausstellungsräumen in der Rosenthaler Straße 39, direkt am Hackeschen Markt in Berlin-Mitte. Das dichtgepackte Gebäudeensemble hat eine lange, bewegte Geschichte. Sie lässt sich bis ins 18. Jh. zurück vollziehen. Errichtet vom Fabrikanten Johann Gottfried Paul, befanden sich in dem Haus eine Messerschmiede und sehr einfache Wohnungen. Später arbeiteten Lichtzieher, Seifensieder und Tischler hier. Ein Fuhrpark mit Stallungen und Heuböden sowie die Aborte befanden sich im hinteren Teil des Grundstücks, der im 19. Jh. einen Biergarten beherbergte. Diese Mischung war typisch für diese betriebsame, nicht eben wohlhabende Gegend: die Spandauer Vorstadt. Der Stadtteil zwischen Oranienburger Straße, Friedrichstraße, Torstraße und etwa dort, wo sich heute die Karl-Liebknecht-Straße befindet, umfasste das Scheunenviertel, das schon vor der NS-Zeit als antisemitische Projektionsfläche diente. Im Jahr 1930 gab es in der Spandauer Vorstadt nahezu 300 jüdische Einrichtungen – Synagogen, Schulen, Heime, Vereine, koschere Restaurants und vieles mehr.
In der Rosenthaler Straße 39 bauten die Gebrüder Majanz zu dieser Zeit eine Wäschefabrik in großem Stil. Der Fabrikneubau entstand zwischen den Seitenflügel. Diese Räume sind seit September 2002 die Ausstellungsfläche des Anne Frank Zentrums. Die Signatur der Majanz ist noch an der Fassade des Vorderhauses zu sehen und auch der letzte Fassadenanstrich – heute denkmalgerecht restauriert – stammt aus dieser Zeit.